Einst stützten sie als Gastarbeiter die deutsche Wirtschaft – jetzt machen sich immer mehr Türken selbstständig. Bestes Beispiel liefert die Familie Dikel. Vor zwei Jahren haben sie in dem Düsseldorfer Stadtteil Flingern ihr Feinkostgeschäft eröffnet. Obst, Gemüse, Fleisch, Geflügel prangt über dem Firmennamen am Schaufester, klingt zu lapidar, denn das Angebot ist umfangreich und außergewöhnlich. Da duftet es nach frischen Kräutern wie Rosmarin, Thymian oder Zitronengras. Neben dem gängigen Obst, locken exotische Früchte wie Papayas, Rambutan oder Drachenfrüchte, gibt es frischen Spinat, Ginseng oder Fenchel oder an der Salattheke findet man Meeresfrüchte, eingelegte Oliven oder Tzaziki.
Türkische Landsleute kaufen hier Tee, Brot oder Olivenöl, aber vor allem deutsche Kunden lieben das Feinkostparadies – das Geschäft brummt. Vielleicht liegt es daran, dass sie ein Stückchen Urlaubsstimmung verbreiten?
Freundlichkeit, die sich auszahlt
Der eigentliche Erfolg basiert auf einem einfachen Rezept: Die Familie Dikel ist freundlich, aufmerksam und zuvorkommend. Da ein Plausch, hier ein freundliches Wort und immer eine persönliche Begrüßung. Was wir verlernt haben, beherrschen sie aus dem Effeff. Die türkischen Händler bieten besten Service. "Wer ein Geschäft aufmacht, muss dienen", sagt Mama Hatice Dikel lächelnd. Das sei doch selbstverständlich. Und deshalb ist kein Wunsch lästig. Sie laufen für den Kunden in die hinterste Ecke des Geschäfts, sie beraten, empfehlen, geben Tipps und verraten Rezepte.
Bester Service
Arbeiten nach Stechuhr? Wenn noch aufgeräumt wird, das Geschäft aber eigentlich schon geschlossen hat, wird der Kunde selbstverständlich bedient. Portemonnaie vergessen? Kein Problem, „dann zahlen Sie morgen“. Etwas liegen gelassen? Sie bekommen es garantiert zurück, weil Mama Dikel weiß, dass sich Ehrlichkeit auszahlt. Hier und da gibt es einfach Rabatte oder der Metzger Ibrahim Kasma (ein Marokkaner, der hier einen Arbeitsplatz gefunden hat) bietet das Lammfleisch zum Sonderpreis an. An der Kasse wird auch mal die Summe zu Gunsten des Kunden abgerundet.
Dienen ist keine deutsche Tugend
Was ist dagegen ein kalter anonymer Supermarkt, in dem uns mürrische Verkäufer bedienen? Wir alle suchen ein Stück Geborgenheit, Wertschätzung und Respekt – genau das bietet das türkische Feinkostparadies. Und das Geschäft funktioniert, weil die gesamte Familie anpackt, mit arbeitet und dient. Sie ahnen vielleicht, dass ich in dem Geschäft Stammkundin bin. Schön, dass es Geschäfte wie Dikel gibt und gleichzeitig ist es beschämend festzustellen, dass Freundlichkeit und guter Service nicht unbedingt eine deutsche Tugend ist.